Die Katastrophe vom 14.07.2021, Ankunft in Lohrsdorf.
Wir wußten nicht, was uns erwartet, wenn wir einfach so in ein Katastrophengebiet fahren.
Schon am Verteilerkreisel von der B9 bei Sinzig kam uns ein beisender Geruch von Benzin und Heizöl im Auto in die Nase. Ich dachte erst, ich sei zu zügig durch den Kreisel gefahren und unser Aggregat hätte Benzin verloren.
Nein, es kam von der Ahr.
Es ist ca. 22:00 Uhr:
In Lohrsdorf stand eine Feuerwehreinheit und Polizei. Ein Weiterkommen Richtung Ahrweiler war nicht mehr möglich, da die Straße durch Lohrsdorf überflutet war. Eigentlich wollten wir nach Ahrweiler, weil ein Schulkamerad von Francine dort wohnt.
Also das Auto geparkt, Warnblinker an und eine Warnleuchte auf’s Dach, damit die anderen Autofahrer vorgewarnt werden.
Wir haben uns einigen Lohrsdorfern angeschlossen, die den hereinfahrenden Verkehr zurück Richtung Sinzig geschickt haben. Sie waren total überrascht, dass wir einfach so zu ihnen gefahren sind, um zu helfen.
Kurz nach unserer Ankunft fuhr die Feuerwehreinheit und die Polizei weg, wir waren als Helfer auf uns allein gestellt. Also ließen wir nur noch Auto’s über die Straußenfarm durch, die in Bad Neuenahr oder Ahrweiler wohnen. Aufgrund der Meldungen, die wir über den Verkehrsfunk erhalten haben, war das gesamte Ahrtal mittlerweile für den Durchgangsverkehr gesperrt. Es kamen jedoch immer mehr Autos.
Es ist ca. 23:00 Uhr:
Jeweils eine Einheit des THW und der Feuerwehr kamen nach Lohrsdorf und fuhren kurz danach wieder weg. Hier haben wir nur erfahren, dass sie machtlos sind, was gerade im gesamten Ahrtal passiert ist.
Wir hören die ganze Zeit diesen kleinen Fluß, der im Sommer eigentlich nur ein Rinnsal ist, rauschen. 2 Wochen lang hat es permanent nur geregnet, die Böden konnten kein Wasser mehr aufnehmen. Dann kam das angekündigte Unwetter mit bis zu 200l Niederschlag innerhalb kurzer Zeit.
Aus der Ahr wurde ein reisender Fluss und wir hörten sie, die Hilfeschreie von 2 jungen Männern, die sich an einem Ast an einem Baum festhalten konnten. Wir konnten sie orten, und wußten, wo sie waren.
Helfen konnten weder wir, als freiwillige Helfer, noch die Feuerwehren und das THW, da der Fluß so reisend war, dass für jeden Helfer Lebensgefahr bestand.
