Der Tag nach der Flut zum 15.07.2021.

Es ist ca. 6:00 Uhr: 
Ein Bus des ÖPNV kommt an unsere Absperrung und möchte seine Morgenschicht fahren. Er weiß nicht, was im Tal passiert ist, man hat ihn einfach losgeschickt.

Der Fahrer stellt seinen Bus auf die Haltestelle und stellt die Anzeige auf Pause, was will er sonst machen.

7:00 Uhr: 
Langsam kommen immer mehr LKW’s ins Tal.

Einer der Lohrsdorfer ist selbst ein LKW Fahrer und hilft dabei, die LKW’s drehen zu lassen und aus dem Tal zu schicken, da wir nicht wissen, was wirklich los ist.

8:00 Uhr: 
Der Rückstau wird immer länger bis nach Bad Bodendorf, da immer mehr Menschen ins Tal wollen, darunter Camper mit ihren Wohnmobilen oder Wohnwagengespannen.

Wir stoßen immer mehr auf entsetzte Blicke, warum wir niemanden mehr durchfahren lassen können.

Wieso wurde nicht berichtet, was im Ahrtal passiert ist ? Das konnten wir nicht nachvollziehen, wir waren völlig abgeschnitten.

Wir müssen immer mehr mit unverständigen Autofahrern diskutieren, warum sie nicht ins Tal fahren können.

9:00 Uhr
Ein weißer Kombi schert plötzlich aus der Schlange heraus, setzt das Blaulicht auf das Dach und kommt zu uns an die Absperrung.

Das Fahrzeug kam zu uns, das Fenster ging herunter, der Beifahrer stellte sich als der Polzeidirektor aus Koblenz vor:

In dem Moment machten unsere Herzen heftig bumbumdibum, das war es wohl jetzt mit unserer Hilfe.

Nein im Gegenteil, er sagte uns, dass er ja auch im Stau stand und beobachtet hat, wie wir diese Sperre umgesetzt haben, die uns nie jemand empfohlen hat.

Seine Worte:

Guten Morgen, ich bin der Polizeidirektor aus Koblenz: Bitte machen Sie so weiter, ich habe keine Kräfte, halten Sie die Wege für Rettungskräfte frei.

Sollten Sie Probleme mit Gaffern haben, fotografieren Sie die Kennzeichen und leiten sie, wenn sie wieder Handy Empfang haben, das direkt an die Direktion weiter, die Strafanzeigen erstellen wir sofort.

Rumms, waren wir als freiwillige Helfer plötzlich zu offiziellen Helfern.

9:30 Uhr: 

aus Bad Ems und Lahnstein kamen die Feuerwehr und das DLRG mit ihren Strömungsrettern.

Endlich konnten die beiden jungen Männer gerettet werden.

Heute steht an diesem Baum ein Hinweis für den Lebensbaum.

11:00 Uhr:
Meine Erfahrung mit einem Golfer.

Ein weißer, Benz, SLK, piekfein sauberes Auto kommt an unsere Absperrung.

Ich ging zu ihm, er sofort: Halten Sie Abstand wegen Corona !!! Voll agressiv.

Ich nur: Wir haben hier andere Probleme, als Corona.

Ich habe in das Auto geschaut, Lackschuhe, schwarze Hose, Poloshirt mit dem Golfsymbol.

Wohin wollen Sie ?

Er: Ich muß zum Golfplatz, aufräumen helfen.

Ich habe den nur angeschaut und gesagt: Ja wir hatten hier einen Tsunami, aber so hoch bis zum Golfplatz kam das Wasser dann doch nicht.

Nach meinem Hinweiß wegen Strafanzeige, hat er dann doch vorgezogen, den Rückzug anzutreten.

Ich schreibe nicht, was ich ihm in dem Moment gesagt habe, als ich vor das Auto gegangen bin, mein Handy gezückt habe, um ein Foto von seinem Kennzeichen zu machen …


Zum Thema Corona könnt Ihr später weiterlesen, wenn wir vom Ahrweiler Bahnhof berichten.